Lissabon & Sintra: Das bunte Portugal

Ich hatte das große Glück, durch meine Gruppenreise in Südostasien letztes Jahr sehr liebe Menschen kennenzulernen. Dazu gehört auch Kaat aus Belgien, die gerade in Lissabon lebt und arbeitet. Meine Reise nach Portugal hätte ohne einen Besuch bei Kaat einfach nicht vollständig sein können. Perfekt war dann, dass Kaat und ihr Freund Rik sogar einen Schlafplatz in ihrer Wohnung anbieten konnten.

Am Donnerstag mussten Kaat und Rik arbeiten, weshalb ich meinen Wunsch, das nahegelegene Sintra zu besichtigen, in die Tat umsetzte und einen (teuren) Tagesausflug buchte. Beim Anblick der großen Menschenmenge am Treffpunkt wurde mir zunächst ziemlich mulmig. Unsere Tourguides ließen uns aber mit Humor und historischem Wissen schnell vergessen, dass wir in Gruppen von 25 Personen herumliefen und in Bussen mit 50 Personen chauffiert wurden.

Zunächst besuchten wir die Quinta da Regaleira, ein ehemaliges Privatanwesen.

Der riesige Garten begeisterte mit allerlei Überraschungen: Brunnen, Grotten und Wasserfällen.

Ein Highlight war aber sicher der leere Initiationsbrunnen, dessen Treppe symbolisch für Tod und Wiedergeburt steht.

Nach einem Stopp in Sintra ging es zu dem bekannten Pena-Palast auf einem Gipfel. Aus den Ruinen eines Klosters entstand dort 1840 eine Sommerresidenz für die portugiesische Königsfamilie. Initiator war übrigens der Gemahl von Königin Maria II., nämlich Ferdinand II. aus Österreich. Heutzutage ist der Palast vermutlich vor allem für seine farbenfrohe Fassade bekannt.

Die Innenräume des Palasts fand ich eher uninteressant und es fühlte sich bei den großen Menschenmassen so an, als würde man wie eine Herde durch die Räume getrieben werden.

Dafür hatte man draußen einen guten Ausblick bis zum Meer und konnte das Castelo dos Mouros sehen, eine Burganlage aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, der Zeit der Besatzung durch die Mauren.

Der abschließende Abstecher in die Küstenstadt Cascais wäre für mich nicht mehr notwendig gewesen. Ein paar schöne Winkel haben wir aber auch dort entdeckt.

Zurück in Lissabon nutzte ich den lauen Abend, um die Plattform des Elevadors de Santa Justa zu Fuß zu erklimmen, ohne 6 € für den Lift zu zahlen. Der Ausblick war alle Anstrengungen wert.

Die berühmte Tram 28 brachte mich anschließend zurück zu Kaat und Rik und wir gingen in eine Markthalle zusammen essen.

Am Freitag verließ ich Kaats und Riks Homeoffice frühmorgens, um das Mosteiro dos Jerónimos zu besichtigen, das allerdings schon seit 1834 nicht mehr als Kloster dient. Das imposante Gebäude hat sogar das große Erdbeben von 1755 ohne viel Schäden überstanden.

Sogar für ein Abstecher in die dazugehörige Kirche Santa Maria de Belém mit dem Grab des Seefahrers Vasco da Gama blieb Zeit.

In der Nähe des Klosters findet man den Torre de Belém, der einst die ankommenden Schiffe in Lissabon begrüßte. Die lange Warteschlange für einen Besuch von innen habe ich mir aber gespart.

Das nächste Ziel war das Padrão dos Descobrimentos, ein Monument zu Ehren Heinrich des Seefahrers und 32 anderer wichtiger portugiesischer Entdecker des Spätmittelalters.

Von dort hatte man bereits einen guten Blick auf die Ponte 25 de Abril. Dass der Name an das Datum erinnern soll, an dem erst 1974 die Diktatur unter Salazar gestürzt wurde (und nebenbei auch der Fakt, dass es in Portugal überhaupt eine Diktatur gab), wurde mir erst während der Reise bewusst.

Mittags aß ich dann Francesinha, ein typisch portugiesisches und sehr sättigendes Sandwich.

Selbst abends, als wir mit deutschen Kollegen von Kaat ausgingen, war bei mir von Appetit keine Rede. Wein floss jedoch genug und ich konnte nachts auch das Unterhaltungsviertel Bairro Alto kennenlernen.

Am Samstag starteten wir dafür etwas später in den Tag und besuchten die LX Factory, wo sich auf einem alten Fabrikgelände Start Ups, Studios, Cafés und Restaurants angesiedelt haben. Ein Ort, der zum Stöbern einlädt.

Lissabons Innenstadt erkundeten wir in gemütlichem Tempo an dem lauen Nachmittag. Wir sahen den Elevador de Bica, die pinke Straße mit den Regenbogen-Regenschirmen, den Praça do Comércio und probierten den Ginja-Sauerkirschlikör im Schoko-Schnapsglas.

Zwischen Barbesuchen und Würfelspielen statteten wir auch einigen Aussichtspunkten einen Besuch ab. Da Lissabon recht hügelig ist, gibt es davon eine ganze Menge.

Mein Highlight war die Sonnenuntergangsstimmung beim ehemaligen Kloster von Carmo.

Am Sonntag hieß es dann morgens leider Abschied nehmen. Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie sehr Reisen verbindet.

Da ich noch Zeit hatte, besuchte ich bei strahlend blauem Himmel einige Aussichtspunkte vom Vortag noch einmal.

Das gute Wetter lockte auch viele Straßenmusiker nach draußen.

Nachdem ich den portugiesischen Fado auf der Reise nie live erlebt hatte, besuchte ich zum Abschluss noch das Museum des Fado und lernte das emotionale Musikgenre zumindest so kennen. Besser als nichts!

Ich verabschiedete mich von Portugal und reiste per Nachtbus zurück nach Spanien, beinahe direkt in den Unterricht. Ich denke, Portugal ist eines meiner neuen Lieblingsländer in Europa.

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