Wochenendausflug nach Lesvos

Ein guter Grund zum Reisen? Ein verlängertes Wochenende natürlich. Recht viele Möglichkeiten gibt es von Chios zwar nicht, aber einige Ziele kann man mit Fähre oder Flieger dann doch erreichen. Wir entschieden uns wegen der guten und schnellen Fährenverbindung für Lesvos, eine Insel nördlich von Chios. Die Idee und Planung entstand zwei spontane Tage zuvor. Zu siebt verbrachten wir dieses Wochenende dann auf Lesvos. Eine gute Möglichkeit, die drei Freiwilligen kennenzulernen, die seit Jänner hier angekommen sind.

Um 10 Uhr Samstag morgens setzten wir bereits Fuß auf die fremde Insel. Wir checkten in unseren günstigen, aber erstaunlich guten Appartments ein und machten uns sofort auf den Weg, Mytilini zu erkunden. Die Hauptstadt Lesvos‘ überzeugt vor allem mit Streetart an allen Ecken und Enden und wunderschönen griechisch-orthodoxen Kirchen. Leider mussten wir bald feststellen, dass uns der empfohlene Ausflug in den Norden der Insel nicht möglich sein würde – keine Busverbindung, teure Taxis und kein Autoverleih unter 25. Dafür erkundeten wir Mytilini und die Umgebung und fragten bei den Einheimischen nach Tipps. Mit dem Bus fuhren wir daraufhin in einen nahegelegenen Küstenort Panagiouda und genossen das schöne Wetter dort.

Zu Fuß machten wir uns auf den Rückweg, der am Flüchtlingscamp vorbeiführte. Eine interessante und emotionale Begegnung für manche von uns. Den Abend ließen wir sehr gemütlich in einem traditionellen Restaurant ausklingen – bei dem günstigen Preis kam es ganz unerwartet, dass auch ein Stamperl Ouzo und eine Nachspeise inkludiert war.

Unser Frühstück genossen wir immer gemeinsam am Balkon eines Appartments und wir ließen uns Zeit beim Aufwachen. Am Sonntag erkundeten wir die Sehenswürdigkeit von Mytilini, die Festung. Später besuchten wir auch das archäeologische Museum, welches erstaunlich interessant war. Da es der letzte Tag des griechischen Faschings war, erlebten wir auch den Umzug und die Feierlichkeiten des Tages. Doch besonders in der Nacht nutzten wir die Möglichkeit, um uns in den Clubs zwischen all die Verkleideten zu mischen.

Den letzten Tag verbrachten wir gemütlich spazierend. Wir sahen das traditionelle Familien-Drachensteigen und erfanden bei einem etwas längeren Cafébesuch ein eigenes Spiel. Mit unseren Rücksäcken bepackt machten wir uns auf den Rückweg nach Chios.

Es war ein netter Ausflug, der uns auch die Möglichkeit gab, einander besser kennenzulernen und gemeinsame Erinnerungen zu sammeln.

Griechischer Fasching

Die Faschingszeit geht in Griechenland nun dem Ende zu, ab Montag ist offiziell Schluss mit lustig (inoffiziell bleiben wir’s natürlich). Wie könnte das anders gefeiert werden als mit einer tollen Party und ganz viel leckerem Essen? Mein Tag begann in der Volksschule mit dem Schmieren von unzähligen Nutellabroten und „Hangman“ an der Tafel. Um halbzehn versammelten sich dann alle Klassen in der Aula und jede präsentierte ein Buffet aus Chips, Sandwichs, traditionellen Leckereien, Pizza und Softdrinks. Eigentlich darf sich jeder von allem etwas nehmen, natürlich sind die jüngeren Schüler da aber schüchterner als ihre älteren Mitschüler. Doch begleitet von einer „erwachsenen Schutzperson“ (aka ich) waren sie gleich viel mutiger. Auch ich selbst nutzte die Chance natürlich und probierte die meisten der Leckereien, immer mit gewisser Vorsicht, denn auf die Frage „Was ist das hier?“ reagierte meist keiner. Vielleicht ging sie aber auch einfach in der lauten Musik und dem Kindergeschrei verloren.

Um 10 Uhr verabschiedete ich mich und  machte mich auf den Weg zur nächsten Party im Kindergarten. Mit einem Schmunzeln muss ich beim Wechseln der Gebäude immer an ein Hannah Montana Zitat denken „You get the best of both worlds“. Denn, wie könnte es anders sein, kam ich wieder genau rechtzeitig, um mit einem großen Teller Leckereien versorgt zu werden. Das Mittagessen kann heute wohl getrost ausgelassen werden. Die Zeit verging durch unser wildes Tanzen im Nu und ich konnte den Kindern auch ein bisschen den österreichischen Fasching näherbringen – wir tanzten zum Fliegerlied von Tim Toupet. Zum Schluss wurde dann die selbstgebastelte Piñata noch ordentlich mit dem Besenstiel geschlagen und einige Kinder entpuppten sich als unerwartet kräftig. Vollgepackt mit einer Tüte übriggebliebener Kleinigkeiten fuhren wir glücklich zurück ins Haus.

Tsiknopempti

Eine ganz spezielle Feier durften wir mit Schule und Kindergarten letzten Donnerstag erleben, wir wurden nämlich Teil des griechischen Brauchs Τσικνοπέμπτη (Tsiknopempti). Die wortwörtliche Übersetzung bedeutet „Donnerstag des Rauchs gegrillten Fleisches“ und es ist ein Fixpunkt des dreiwöchigen griechischen Faschings. Wir haben die unterschiedlichsten Erklärungen für diesen Tag gehört: manche behaupten, es wäre eine Ausrede, um möglichst viel Fleisch in sich hineinzustopfen, andere sagen, man wolle Fleisch noch einmal genießen, bevor zwei Wochen später die strenge, fleischlose Fastenzeit beginnt. Egal welche der Erzählungen nun stimmt, wir freuten uns.

Einige Eltern kamen nun also mit einem Griller zur Schule und schon am Vormittag war die Luft erfüllt von Barbecuegeruch. Den ganzen Schultag konnte sich kaum jemand auf den Unterricht konzentrieren. Manche Kinder sagten, dass sie schon tagelang vor lauter Vorfreude wenig Schlaf bekamen. Schließlich war es endlich so weit, die Glocke läutete und mit dem Schlachtruf „Souvlaki“ rannten alle in den Schulhof. Im Sinne der Faschingszeit bastelten wir im Kindergarten Spinnenhüte, die unsere Verkleidung wurden. Natürlich kamen auch andere Basteleien in dieser Woche nicht zu kurz.

Der Tag war eine wirklich nette Abwechslung und zählt ab jetzt zu den Feiertagen, die man in Österreich meiner Meinung nach auch gerne einführen darf.